Wann soll ich mit der Exit-Planung beginnen?
Als ich 2021 mein Unternehmen has·to·be verkaufte, wurde ich oft gefragt, ob es schwer war, dieses Kapitel zu schließen. Schließlich war es mein „Baby“.
Die ehrliche Antwort: Nein.
Nicht, weil mir das Unternehmen egal war – im Gegenteil. has·to·be war viele Jahre mein Lebensmittelpunkt. Aber für mich war der Exit kein Schlusspunkt, sondern eine logische Etappe auf dem Weg zum Marktführer in der Elektromobilität.
Der eigentliche Grund, warum der Unternehmensverkauf reibungslos ablief, liegt Jahre zurück: Wir begannen lange vor dem Verkauf, uns darauf vorzubereiten.
Warum der Exit schon 2017 begann
2017 – vier Jahre vor dem Verkauf – befand sich unser Unternehmen gerade im Aufwind. Wir hatten ein starkes Produkt, ein wachsendes Team und einen Markt, der gerade erst Fahrt aufnahm.
Ein Verkauf war zu diesem Zeitpunkt kein Thema. Und trotzdem begannen wir, uns genau darauf vorzubereiten.
Der Grund war simpel: Wir standen vor einer Kapitalerhöhung. Wie viele Startups brauchten wir frisches Kapital, um das Wachstum zu finanzieren.
Ich erinnere mich gut an diesen Moment. Ich saß abends noch im Büro und dachte mir:
„Was passiert, wenn die Kapitalrunde scheitert?“
Denn so sicher, wie sich eine Finanzierungsrunde am Anfang oft anfühlt – sie kann jederzeit kippen. Ein Investor springt ab, Märkte verändern sich, ein Due-Diligence-Prozess zieht sich endlos.
Und genau in solchen Momenten brauchst du einen Plan B.
Für mich war klar: Wenn die Kapitalerhöhung nicht klappt, muss der Exit eine Option sein.
Nicht, weil ich verkaufen wollte – sondern, weil ich es können wollte.
Plan B macht dich stärker – auch in Verhandlungen
Diese Denkweise verändert die Art, wie du dein Unternehmen führst. Wenn du weißt, dass dein Unternehmen jederzeit verkäuflich sein muss, dann baust du automatisch Struktur, Transparenz und Nachvollziehbarkeit auf.
2019 kam es schließlich zur entscheidenden Kapitalerhöhung. In unserer letzten liquiden Woche stieg die Volkswagen AG als Investor ein – ein Moment, den ich nie vergessen werde.
Mit dem neuen Kapital konnten wir unser Wachstum fortsetzen. Doch wir wussten: Der Markt wird sich konsolidieren. Und die Frage war nur – wer übernimmt wen?
Warum der richtige Zeitpunkt beim Unternehmensverkauf entscheidend ist
Im Jahr 2020 waren wir in einer hervorragenden Position: stark wachsend, kaum Churn, treue Kunden und ein nahezu profitables Geschäftsmodell.
Unsere KPIs waren solide, unsere Marktposition exzellent.
Wir hätten weitermachen können – aber wir wussten, dass der Markt sich verändern wird. Neue Wettbewerber, mehr Kapital, höhere Dynamik.
Also entschieden wir uns, den Unternehmensverkauf aktiv zu prüfen – nicht aus Schwäche, sondern aus Stärke.
Wir nutzten die Gelegenheit, unser Unternehmen auf Basis des Forward Revenue zu bewerten.
Das bedeutete: Der Käufer zahlte ein Multiple auf den prognostizierten Umsatz des Folgejahres. Eine außergewöhnlich gute Bewertung, die nur möglich war, weil wir über Jahre hinweg verlässlich geliefert hatten.
Unsere Forecasts lagen nie mehr als 10 % daneben. Unsere Pläne waren ambitioniert, aber realistisch.
Diese Glaubwürdigkeit war der wahre Werttreiber im Exit.
Früh vorbereiten heißt: besser verkaufen
Ein unterschätzter Erfolgsfaktor war unsere strukturelle Vorbereitung.
Wir führten über Jahre hinweg einen gepflegten Datenraum, in dem alle Verträge, Finanzzahlen und KPIs aktuell hinterlegt waren.
Das klingt banal – war aber Gold wert.
Während andere Wochen brauchen, um Unterlagen zusammenzutragen, konnten wir fast sofort in die Due Diligence starten.
Ein professionell vorbereiteter Unternehmensverkauf ist kein Zufall. Er ist das Ergebnis konsequenter Arbeit – lange bevor das Thema akut wird.







