Ehrenamt als Kulturtreiber
Eine starke Unternehmenskultur entsteht nicht über Nacht. Sie wächst Schritt für Schritt – durch konsequentes Vorleben, durch wiederkehrende Signale und durch das Einlösen von Versprechen im Alltag. Kultur ist nicht das, was auf Folien oder in Leitbildern steht. Kultur ist das, was Mitarbeiter im täglichen Miteinander erleben.
Wer als Gründer oder Führungskraft eine Kultur auf Augenhöhe etablieren möchte, muss selbst bereit sein, auf Augenhöhe zu agieren. Das bedeutet: Feedback nicht nur geben, sondern auch annehmen. Kritik nicht abwehren, sondern ernst nehmen. Entscheidungen nicht nur delegieren, sondern deren Umsetzung auch wirklich akzeptieren. Genau hier zählen Ehrlichkeit, Authentizität und Beharrlichkeit. Denn nur wenn Werte immer wieder vorgelebt werden, werden sie Teil des Selbstverständnisses eines Unternehmens.
In meiner Zeit bei has·to·be haben wir einen besonderen Weg gefunden, Kultur greifbar zu machen: das Ehrenamt als Kulturtreiber. Unter Ehrenamt verstehen wir vor allem Blaulichtorganisationen wie Feuerwehr, Rettung, Bergrettung oder Wasserrettung, aber auch andere soziale Dienste. Für uns war klar: Wer sich für das Gemeinwohl engagiert, bringt Kompetenzen mit, die in einer modernen Organisation unverzichtbar sind. Deshalb haben wir unsere Mitarbeiter nicht nur für Einsätze freigestellt, sondern auch für Schulungen Sonderurlaub gewährt.
Einsatzzeit ist Arbeitszeit
Um dieses Engagement noch sichtbarer zu würdigen, haben wir die Initiative „Einsatzzeit ist Arbeitszeit“ eingeführt. Wer in Blaulichtorganisationen tätig war und zu einem Einsatz ausrückte, erhielt dafür eine finanzielle Anerkennung – bis zu 5.000 Euro pro Jahr. Es ging nicht darum, Ehrenamt zu „kaufen“, sondern darum, einen klaren Wert zu vermitteln: Gesellschaftliches Engagement ist uns genauso wichtig wie der wirtschaftliche Erfolg.

Die Reaktionen waren stark. Ein Mitarbeiter aus dem Ausland, der selbst keiner Organisation angehörte, sagte einmal zu mir: „Bei uns kommt niemand und hilft, wenn es einmal brennt. Ich weiß, dass ich mich auf Euch verlassen kann und darum bin ich hier.“ Genau darin liegt die Kraft einer solchen Initiative: Sie schafft Vertrauen. Und Vertrauen ist die Währung jeder Unternehmenskultur.
Natürlich hat uns die Initiative Geld gekostet. Aber wenn man die Opportunitätskosten höherer Fluktuation oder den Verlust von Loyalität gegenrechnet, war sie ein Gewinn. Wir haben Mitarbeiter gewonnen, die mit Herzblut dabei waren, und ein Team geformt, das auch in kritischen Momenten füreinander eingestanden ist. Und wir haben etwas bewegt – ehrlich und mit Überzeugung.
Fazit
Ehrenamtliche Organisationen sind das Rückgrat der Gesellschaft. Sie sichern nicht nur die soziale Stabilität, sondern bringen Menschen hervor, die Verantwortung übernehmen, wenn es zählt. Genau diese Haltung macht auch Unternehmen stärker.
Ich bin überzeugt: Mitarbeiter, die im Ehrenamt aktiv sind, leisten auch im Unternehmen bessere Ergebnisse. Sie verkörpern Eigenschaften, die kein Seminar ersetzen kann – Teamgeist, Entscheidungsfreude, Verantwortungsbewusstsein. Für mich ist das Ehrenamt deshalb nicht nur ein gesellschaftlicher Wert, sondern einer der wirksamsten Kulturtreiber für jedes Unternehmen.
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