Entscheidungsfindung ist nicht Chefsache
In vielen Organisationen hält sich hartnäckig der Glaube, dass die klügste Person automatisch auch die besten Entscheidungen trifft. Doch gerade in komplexen Systemen wie Startups, Innovationsprojekten oder dynamischen Märkten führt dieser Ansatz oft in die Sackgasse.
Denn Intelligenz allein reicht nicht aus, um mit Unsicherheit, Tempo und Komplexität umzugehen. Ich habe das in den frühen Jahren von has·to·be selbst erlebt: Als Gründer war ich anfangs an jeder Entscheidung beteiligt – von Produktentwicklung bis Vertrieb. Das funktionierte, solange das Team klein war. Doch ab einer Größe von 20 bis 25 Personen wurde ich zum Engpass.
Die Teams warteten auf meine Entscheidungen, obwohl ich gar nicht mehr im Detail wusste, worum es ging. Meine Urteile waren nicht mehr kontextbezogen, sondern geprägt von meiner Perspektive. Das Ergebnis: Wir wurden langsamer, obwohl ich alles richtig machen wollte.
Mir wurde klar: Geschwindigkeit entsteht nicht durch die perfekte Entscheidung, sondern durch iterative Verbesserung.
Deshalb begannen wir, Entscheidungsverantwortung dorthin zu verlagern, wo sie wirkt – zu den Menschen im operativen Umfeld. Denn sie verstehen den Kontext besser als jeder andere.
Kontext schlägt Kompetenz – weil Relevanz situativ ist.
Der „klügste Mensch“ im Raum weiß vielleicht am meisten, aber selten, welche Information im jeweiligen Moment entscheidend ist.
Gerade Gründer:innen neigen dazu, ihre Erfahrung über den aktuellen Kontext zu stellen. Das führt schnell zu Beratungsresistenz – und kann Unternehmen gefährlich werden, wenn sich Marktbedingungen ändern.
Eminenzbasierte Entscheidungen sind meistens falsch – emergenzbasierte meistens richtig.
Teams, die gemeinsam entscheiden, treffen meist bessere Entscheidungen als Einzelpersonen – nicht, weil Gruppen immer klüger sind, sondern weil sie mehr Perspektiven integrieren.
Doch kollektive Entscheidungen funktionieren nur, wenn sie gut strukturiert sind.
Dafür braucht es Entscheidungsarchitekturen, die Rückkopplung, Transparenz und strategische Orientierung bieten.
Ein solches Framework ist die Art-of-Acceleration (AOA)-Methodik. Sie schafft Strukturen, in denen Wahrnehmung, Kontext und Handlung zusammenkommen – und Entscheidungen dorthin wandern, wo sie am meisten bewirken.
Wenn alle im Unternehmen wissen, warum sie etwas tun, wohin sie wollen und welche Entscheidungen sie selbst treffen dürfen, entsteht echte Geschwindigkeit.
Denn am Ende gilt:
In komplexen Umgebungen ist nicht der klügste Mensch der beste Entscheider, sondern das System, das Lernen ermöglicht.
Jerolim Filippi
Wirkliche Geschwindigkeit entsteht nicht durch Kontrolle, sondern durch Vertrauen, Struktur und kollektive Intelligenz.
Den vollständigen Beitrag findest Du im Capendio Briefing mit dem Titel: Der klügste Mensch im Raum ist nicht immer der bessere Entscheider.







