Startup Exit vorbereiten: Die ultimative Exit-Readiness-Checkliste
Ein Startup zu gründen ist aufregend. Ein Startup erfolgreich zu verkaufen das Ziel. Das Unternehmen rechtzeitig Exit-Ready zu machen ist die Königsdisziplin.
Viele Gründer träumen vom großen Exit, doch nur wenige bereiten sich wirklich professionell darauf vor. Die Realität ist: Investoren und Käufer schauen extrem genau hin. Nicht nur auf deine KPIs, sondern vor allem auf Strukturen, Prozesse und Dokumentation.
Ein sauberer Cap Table, klare Governance-Regeln und eine rechtlich saubere Situation sind oft entscheidender als ein kurzfristiger Umsatzrekord.
Dieser Artikel bietet dir eine umfassende Checkliste, mit der du prüfen kannst, ob dein Startup „exit-ready“ ist.
1. Cap Table Klarheit: Wer hält eigentlich welche Anteile?
Der Cap Table ist die Grundlage deines Startups. Er zeigt, wer wie viele Anteile am Unternehmen hält, welche Rechte daran gebunden sind und wie sich zukünftige Finanzierungsrunden auswirken könnten. Bei den diesen Daten muss man noch zwischen Stimmrechten und Erlösverteilungsrechten differenzieren.
Doch genau hier passieren die meisten Fehler: Gründer starten mit einer Excel-Liste, tragen Investoren per Hand ein und vergessen, nach jeder Änderung zu aktualisieren. Am Ende gibt es mehrere Versionen, und niemand weiß, welche stimmt. Und die möglichen Änderungen sind vielfältig: Denn nicht nur durch neue Kapitalrunden werden Änderungen erzeugt, sondern auch durch Vesting-Vereinbarungen für ESOP- und VSOP-Strukturen oder durch die Ausgabe von neuen Convertibles mit Wandlungspflichten ohne Kündigungsmöglichkeit.
Warum ist das ein Problem?
Investoren oder Käufer wollen sofort sehen, wie die Eigentumsverhältnisse aussehen. Unklare Strukturen wirken unprofessionell und wecken Zweifel. Noch schlimmer: unklare Anteile können rechtlich zu Konflikten führen – ein echtes „Dealbreaker-Risiko“.
Eine saubere Cap Table ist aber auch wichtig, um überhaupt mögliche Erlöse berechnen zu können. Allzuoft beinhalten Investments Liquidation-Preferences, so dass der zu verteilende Ertrag im Exit teilweise gar nicht mehr bei den ersten Gründern oder Investoren ankommt, da jegliche Erträge bereits vorab verteilt werden.
So wirst du exit-ready:
- Führe deinen Cap Table konsequent digital und halte ihn aktuell.
- Dokumentiere alle Wandeldarlehen, SAFEs oder Optionen korrekt.
- Plane mögliche Verwässerungsszenarien schon im Voraus.
Ein sauberer Cap Table signalisiert Professionalität – und gibt Investoren die Sicherheit, dass du dein Unternehmen im Griff hast.
2. Governance & Gesellschafterverträge: Klare Regeln schaffen
Viele Gründer unterschätzen die Bedeutung klarer Governance-Regeln. Am Anfang „macht man das schon irgendwie gemeinsam“. Doch spätestens bei den ersten Finanzierungsrunden oder beim Exit stellt sich die Frage: Wer darf eigentlich Entscheidungen treffen? Wer hat Veto-Rechte? Wie läuft eine Anteilsübertragung ab? Wie sieht die Geschäftsordnung aus – bzw. gibt es überhaupt klare Geschäftsordnungen für die Geschäftsführung und den gegebenenfalls vorhandenen Beirat?
Warum ist das wichtig?
Ein Käufer möchte nicht in ein Unternehmen investieren, das intern zerstritten ist oder in dem Gesellschafter uneinheitliche Interessen verfolgen. Konflikte im Gesellschafterkreis sind einer der häufigsten Gründe, warum Deals platzen.
So wirst du exit-ready:
- Stelle sicher, dass Gesellschaftervereinbarungen klar dokumentiert sind.
- Definiere Vesting-Regeln für Gründer und Schlüsselmitarbeiter.
- Kläre Vorkaufsrechte, Drag-Along- und Tag-Along-Regelungen.
Gut dokumentierte Governance-Strukturen verhindern Streit – und erhöhen das Vertrauen potenzieller Käufer.
3. Finanzielle Hygiene: Zahlen müssen jederzeit belastbar sein
Kein Investor oder Käufer wird ein Unternehmen übernehmen, dessen Finanzen ein Chaos sind. Und trotzdem ist genau das in vielen Startups der Fall: Buchhaltung hinterher, KPIs nicht sauber definiert, Cash-Flow-Prognosen unklar.
Warum ist das gefährlich?
Investoren wollen verstehen, wie dein Business funktioniert – in Zahlen. Wer hier keine Transparenz liefert, wirkt unprofessionell oder sogar riskant. Gerade bei Due-Diligence-Prozessen ist „Financial Hygiene“ entscheidend.
So wirst du exit-ready:
- Halte deine Buchhaltung stets aktuell.
- Arbeite mit professionellen Finanz-Tools, nicht nur Excel.
- Definiere deine wichtigsten KPIs (z. B. CAC, LTV, Churn) und tracke sie regelmäßig.
- Erstelle Forecasts, die nachvollziehbar und realistisch sind.
Eine saubere Finanzbasis zeigt: Dieses Unternehmen ist kein Chaos, sondern eine Maschine, die skaliert werden kann.

4. Rechtliche Klarheit & IP-Schutz
Ein weiterer Dealbreaker ist rechtliche Unsicherheit. Wem gehört der Code? Wem gehören die Markenrechte? Ist in den Arbeitsverträgen mit den Mitarbeitern die Abtretung aller Rechte aus neuen Erfindungen definiert und rechtskonform beschrieben? Gibt es potenzielle offene Ansprüche von Mitarbeitern oder Freelancern? Bestehen mögliche Miturheberschaften an Erzeugnissen? Sind die verwendeten Open Source Software Lizenzen für den EInsatz und die Verteilung der Software zugelassen oder haben sie Implikationen auf die eigene Lizenzgestaltung? Viele Gründer kümmern sich erst darum, wenn es zu spät ist.
Warum ist das kritisch?
Käufer wollen ein Unternehmen erwerben, dessen rechtliche Strukturen belastbar sind. Wenn unklar ist, wem die IP gehört, ist das ein massives Risiko.
So wirst du exit-ready:
- Stelle sicher, dass alle IP-Rechte (Software, Marken, Patente) eindeutig dem Unternehmen gehören.
- Lass Verträge von Mitarbeitern und Freelancern prüfen (IP-Assignment!).
- Überprüfe deine Markenrechte und sichere sie international, falls relevant.
- Führe ein Licence Audit ein oder beauftrage Spezialisten, ein Lizenz-Audit deiner Software zu machen, bevor es der potentielle Käufer macht!
Ein rechtlich „sauberes“ Unternehmen ist deutlich attraktiver für Käufer – und steigert den Wert beim Exit.
5. Team & ESOP: Mitarbeiterbeteiligungen richtig gestalten
Ein starkes Team ist einer der wichtigsten Assets beim Exit. Investoren wissen: Ohne die richtigen Leute ist jedes Geschäftsmodell wertlos. Um Talente langfristig zu binden, setzen viele Startups auf Mitarbeiterbeteiligungsprogramme (ESOP).
Warum ist das wichtig?
Ein fehlender oder schlecht strukturierter ESOP wirkt abschreckend. Käufer fragen sich: „Bleibt das Team nach dem Exit?“ Wenn Schlüsselpersonen keine Beteiligung haben, ist das Risiko groß, dass sie abspringen.
So wirst du exit-ready:
- Lege einen ESOP-Pool an (üblich: 10–15 % der Anteile).
- Kommuniziere klar, wie Vesting und Ausübungsbedingungen funktionieren.
- Stelle sicher, dass die ESOP-Struktur rechtlich sauber dokumentiert ist.
Ein gut aufgesetzter ESOP steigert die Attraktivität deines Startups – für Mitarbeiter, Investoren und Käufer gleichermaßen.
6. Operative Prozesse & Skalierbarkeit
Neben Finanzen und Recht ist auch die operative Struktur entscheidend. Käufer wollen sehen, dass das Unternehmen funktioniert – unabhängig von einzelnen Personen. Viele Startups hängen stark an den Gründern; das ist beim Exit ein Risiko.
So wirst du exit-ready:
- Dokumentiere Prozesse und Workflows.
- Stelle sicher, dass dein Business auch ohne dich funktioniert.
- Nutze Tools und Systeme, die skalierbar sind.
Ein Unternehmen, das auf Autopilot laufen kann, ist deutlich wertvoller – und einfacher zu verkaufen.
7. Kultur & Reputation
Nicht zu unterschätzen: Die Außenwirkung deines Startups. Käufer achten auch darauf, ob dein Unternehmen eine positive Reputation hat, ob Mitarbeiter loyal sind und ob es im Markt als seriös wahrgenommen wird. Ein wichtiger Indikator für eine gute Kultur im Unternehmen ist die Mitarbeiter-Fluktuation: Wie lange bleiben Mitarbeiter im Unternehmen, bevor sie die Firma wieder verlassen und vor allem, wie viele Wechsel gibt es. Je geringer die Fluktuation, desto besser ist in der Regel die Kultur. Daher sollte man auch darauf achten, bei der Einstellung neuer Ressourcen behutsam vorzugehen, um diesen wichtigen Indikator nicht unnötig zu schädigen.
So wirst du exit-ready:
- Baue eine starke Founder-Marke auf (z. B. durch Thought Leadership auf LinkedIn).
- Pflege Beziehungen zu Investoren, Kunden und Medien.
- Halte deine Kommunikation konsistent und professionell.
- Kümmere dich um deine Mitarbeiter:innen, gehe fair mit ihnen um und etabliere eine Firmenkultur, so wie auch Du sie als Mitarbeiter wünschen würdest.
Eine starke Reputation kann den Unterschied machen – und dich für Käufer besonders attraktiv machen.
Fazit: Exit-Readiness ist kein Projekt, sondern ein Prozess
Viele Gründer denken erst an den Exit, wenn ein Investor anklopft. Doch wer wirklich Wert schaffen will, muss sich frühzeitig vorbereiten. Exit-Readiness bedeutet: Strukturen, Prozesse und Dokumentation so aufzubauen, dass sie jederzeit belastbar sind.
Die gute Nachricht: Wenn du diese Checkliste Schritt für Schritt umsetzt, bist du deinem Exit schon heute einen großen Schritt näher.